Provenzalisch und Okzitanisch sind zwei häufig synonym verwendete Bezeichnungen einer südfranzösischen Regionalsprache. Einige Sprachwissenschaftler sprechen von der okzitanischen Sprache als Oberbegriff und vom provenzalischen Dialekt für die in der Provence gesprochene Variante. Provenzalisch beziehungsweise Okzitanisch ist wesentlich enger mit dem Katalanischen als dem Französischen verwandt. Die provenzalische Variante der Sprache entwickelt sich zunehmend zur Ausgleichssprache bei Kontakten zwischen Sprechern unterschiedlicher okzitanischer Dialekte. Historisch war Provenzalisch bis zum vierzehnten Jahrhundert wesentlich bedeutender als Französisch, war jedoch spätestens im sechzehnten Jahrhundert vollständig von der französischen Sprache verdrängt worden. Ihre erste Renaissance als Literatursprache erlebte Provenzalisch während der 1930er Jahre.
Welche Bedeutung haben Regionalsprachen in Frankreich?
In Frankreich gilt ausschließlich Französisch als offizielle Amtssprache. Mit Ausnahme von Korsika und Nordkatalonien erwartet die Bevölkerung von Touristen nicht, dass sie sich mit der regionalen Sprache befasst haben. Der Anteil der sich vorwiegend in der Regionalsprache und nicht auf Französisch unterhaltenden Einwohner nimmt in allen Teilen Frankreichs zu. Zugleich nutzen immer mehr Schüler die Möglichkeit, am entsprechenden Sprachunterricht in der örtlichen Sprache teilzunehmen. Diese Möglichkeit besteht an staatlichen Schulen erst seit dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts, zuvor waren Regionalsprachen an der Schule in offiziellen Situationen verpönt. Heute ist bei einem Besuch öffentlicher Stellen wie der Polizei, aber auch beim Gang zum Postamt die Verwendung der französischen Sprache in Südfrankreich weiterhin üblich. Die in Südfrankreich verbreiteten Regionalsprachen sind Okzitanisch, Korsisch, Bretonisch und Katalanisch.
Die Kenntnis der Regionalsprache ermöglicht kulturelle Einblicke
Die in einer Regionalsprache zum Ausdruck kommende Kultur in Südfrankreich unterscheidet sich deutlich vom französischen Kulturgut. Die Musik in der Provence wird von Tänzen sowie von Troubadouren geprägt. Wer nur Französisch spricht und die Texte nicht versteht, kann die provenzalische Musik selbstverständlich dennoch genießen. Wesentlich größer ist der Musikgenuss jedoch, wenn der Urlauber nicht nur die Kostüme und die Stimmen der Sänger bewundern, sondern dank okzitanischer Sprachkenntnisse auch den Inhalt der Darbietung verstehen kann. Die Anzahl der Konzerte mit okzitanischer Musik nimmt in allen Orten des Sprachgebietes stetig zu. Wenn Urlauber Grundkenntnisse der regionalen Sprache erworben haben, finden sie zugleich leichter einen persönlichen Zugang zu ihren Gastgebern.
Die Kenntnis des okzitanischen Ortsnamens ist wichtig
Wegweiser in der Provence und im Languedoc sind an großen Straßen entweder ausschließlich auf Französisch oder zweisprachig beschriftet, so dass Urlauber nach Ausflügen auch ohne okzitanische Sprachkenntnisse zu ihrem Ferienhaus zurückfinden. Anders sieht die Situation jedoch bei Spaziergängen auf kleinen Straßen oder auf Waldwegen aus. Die dort angebrachten Wegweiser sind in einigen Fällen nicht zweisprachig, sondern ausschließlich auf Okzitanisch beschriftet. Wer nicht zumindest den Ortsnamen seines Urlaubsortes auf Okzitanisch kennt, kann einen Teil der auf Wanderwegen angebrachten Hinweisschilder nicht nutzen. Neben Waldwegen betrifft die ausschließlich einsprachige Beschilderung auch Hinweise zu örtlichen Sehenswürdigkeiten in kleineren Städten.
Okzitanisch lernen
Auf Deutsch ist lediglich eine vorwiegend beschreibende Einführung in die okzitanische Sprache lieferbar. Wer vor dem Urlaub Sprachkenntnisse erwerben möchte, muss auf Lehrbücher mit französischer Unterrichtssprache zurückgreifen. Eine Möglichkeit zur Verbesserung von Grundkenntnissen bietet die Lektüre von Internet-Artikeln in okzitanischer Sprache, wofür besonders Wikipedia geeignet ist. Vor Ort lassen sich Sprachkenntnisse durch das aktive Zuhören erwerben und bei einem späteren Besuch in Südfrankreich nutzen.