Eine möglichst isolierte, aber dennoch strategisch günstig und möglichst inmitten dunkler Wälder gelegene, gerne in altem Natursteingemäuer untergebrachte, von zwielichtiger Kundschaft aufgesuchte und nur wenig vertrauenswürdigem Wirtspaar betriebene Herberge gehört zu einem der klassischen, populären und in der europäischen trivialen Literatur vielfach benutzten Schauplätze des kriminellen und zumeist recht blutigen Geschehens. Im deutschsprachigen Raum dürfte Wilhelm Hauffs Erzählung über das Wirtshaus im Spessart aus dem Jahr 1828 die bekannteste Räubergeschichte sein, in der nichts ahnende Reisende von mörderischen Gastronomen und Pensionsbetreibern des nächtens hinterrücks gemeuchelt und bestohlen werden, in Frankreich genießt hingegen die sich auf dem heutigen Gemeindegebiet der gut 160-Seelengemeinde Larnace im Kanton Coucouron des Arrondissements Largentière im südwestlichsten Zipfel der Ardèche befindliche „Auberge Rouge“ (Rote Herberge) oder L´Auberge de Peyrebeille diesen hohen Bekanntheitsgrad als einst verhängnisvolle Todesfalle auf der Durchreise. Bereits damals nahezu unausweichbar an dem ökonomisch immens wichtigen Handelsweg zwischen dem Rhônetal und der Auvergne sowie zwischen den nächstgrößeren Städten Aubenas und Le Puy-en-Velay gelegen, machten in dem weitläufigen Gebäude viele mitunter durchaus wohlhabende Geschäftsreisende Station, von diesen sollten jedoch sage und schreibe 53 ihren Aufenthalt dort zwischen den Jahren 1805 und 1830 bitterlich bereuen, da sie ihn nicht überlebten. Ob sie ihren gruseligen Namen jedoch aufgrund dieser über vier Dutzend gerichtlich bewiesenen Raubmorde oder aufgrund der von angeblich 30 000 Zuschauern verfolgten Hinrichtung der damals für schuldig befundenen Täter Pierre Martin, Marie Martin und Jean Rochette am 2. Oktober 1833 per Guillotine im Hof der Herberge erhielt, lässt sich heute jedoch nicht mehr zweifelsfrei klären.
Einst heimtückische Hausmannskost, wo heute noch die Kastanien blühen
Mittlerweile können Besucher der schaurigen Herberge diese, als auch die von steilen Felswänden, bewaldeten Hügeln, dichten Eichenwäldern und zahlreichen Tropfsteinhöhlen gekennzeichnete Umgebung natürlich jedoch völlig ungefährdet erkunden, in den Räumen des einstigen Tatortes residiert heute ein interessantes, informatives und sehenswertes Museum über die blutigen Taten, direkt daneben kann man in einem neu errichteten geräumigen und modernen Motel samt Restaurant komfortabel (und garantiert sicher) dinieren und logieren. Den Gegenwert von fast 600 000 Euro sollen das Wirtsleute-Ehepaar Martin und deren Handlanger Rochette im Laufe eines Vierteljahrhunderts damals erbeutet haben, mit den sterblichen Überresten wurde Zeugenaussagen zufolge nicht nur der Back- und Brotofen des Etablissements befeuert, auch kulinarisch-kannibalisch ging es wohl in Gastraum seinerzeit zu, Madame Martin servierte juristischen Erkenntnissen zufolge über Jahre sehr, sehr spezielle Pâtés und Ragoûts, auch von verräterischen Küchenabfällen und rätselhaften Rauchschwaden wurde von Nachbarn mehrfach berichtet. Über solche zweifelhaften Zutaten müssen sich aktuelle Urlauber in diesem südlichen und als regionale Kornkammer geltenden Teil der Ardèche allerdings keinerlei Sorgen mehr machen, die Gegend ist bekannt für ihre guten Weine und Oliven und Obstsorten, herzhafte Gerichte werden auch aus den hier zahlreich durch die Laubwälder schweifenden Wildschweine zubereitet. Zahlreiche aus Zeiten der keltischen Besiedlung stammende Dolmen und Grabhügel bestimmen die Landschaft vielerorts, auch einige romanische Burgruinen gibt es zu besichtigen. Ein sehr populäres Ausflugsziel ist auch die imposante Schlucht von Gorges de l’Ardèche an der Grenze zum Département Gard samt ihrer schönen Ferienstraße, der 180.000 Hektar große, im Jahr 2001 gegründete und von Kastanienwäldern, Weideflächen, Vulkankratern, Maaren, Granit-, Kalkstein- und Schieferböden geprägte „Parc naturel régional des Monts d’Ardèche“ bietet Steinadlern, Murmeltieren, Wildkatzen und unzähligen Insektenarten ein sicheres Revier.